GESUNDHEITSGEFÄHRTUNG DURCH DIE HGÜ-TRASSE

GESUNDHEITSGEFÄHRTUNG DURCH DIE HGÜ-TRASSE

1. Problem bei der Auswertung von Untersuchungen

Die meisten Untersuchungen zur gesundheitsschädlichen Wirkung von Strom beziehen sich auf Wechselstrom. Eine 1:1-Übertragung der Ergebnisse auf Gleichstrom, wie bei der HGÜ-Trasse verwendet, ist nicht möglich. Dennoch sollten Wechselfeld-Untersuchungen mit Beachtung finden, da sie über eine breite abgesicherte Datenbasis verfügen und immerhin die gleichen physikalischen Größen (elektrische Felder, magnetische Felder) erforscht wurden. Gundsätzlicher Unterschied ist, daß bei Wechselstrom die Felder in einer besti mmten Frequenz schwanken (z.B. 50 Hertz), bei Gleichstrom aber konstant einwirken.

2. Gefährdung durch elektrische Gleichfelder

Sowohl die Reichweite als auch die Feldstärke sind bei elektrischen Gleichfelder deutlich höher als bei Wechselfeldern. Außerdem können elektrische Gleichfelder über die sog. Raumladungswolke1 durch Wind über weite Strecken verfrachtet werden. Da die Mastbilder der HGÜ-Masten noch nicht genau bekannt sind, können nur vage Aussagen über deren Nebenwirkungen gemacht werden. Dabei gilt als gesichert, daß es in der Nähe von HGÜ-Leitungen ein erhebliches Risiko indirekter Effekte auf den Menschen gibt. Solche Effekte können sein: das Aufrichten von Haaren und das belästigende Wahrnehmen von Mikroentladungen, vergleichbar dem störenden Knistern beim Ausziehen eines „aufgeladenn“ Pullovers. Gründliche Flächenstudien am Menschen, etwa Großraumuntersuchungen entlang von HGÜ-Leitungen in Siedlungsgebieten, gibt es bisher keine.²

3. Gefährdung durch magnetische Gleichfelder

Seit Jahrzehnten wird vermutet, dass magnetische Wechselfelder (Wechselstrom) gesundheitsschädigende Wirkungen haben. Diesbezügliche Untersuchungen in großen Versuchsreihen haben dazu geführt, dass das IARC magnetische Felder, wie sie auch unter Hochspannungsmasten gemessen werden, in die Risikogruppe 2b einstufte („…möglicherweise krebserregend…“), auch andere gesundheitsgefährdende Faktoren wurden nachgewiesen³. U.a. die Schweiz folgte dieser Aussage durch Anpassung ihrer Grenzwerte für magnetische Feldeinwirkung (magnetische Flußdichte) bei Wechselstrom auf maximal 1μTesla⁴. Der entsprechende Grenzwert in Deutschland liegt bei 200μTesla⁵. Im Unterschied zu Deutschland, haben sich die Schweizer Behörden für einen vorbeugenden Schutz der Bevölkerung entschieden.
Der Grenzwert für magnetische Flußdichte bei Gleichstrom wurde für Deutschland mit 500μTesla festgelegt⁶.
Die deutsche Strahlenschutzkommission schätzt die Gefahren durch starke magnetische Gleichfelder als relevant ein und weißt im nächsten Satz daraufhin, daß es für die Einschätzung der schwächeren magnetischen Gleichfelder im Umkreis von HGÜ-Leitungen, keine Untersuchungen gibt⁷. Tierversuche, die auch im Bereich von deutlich >100μTesla durchführt wurden, brachten uneinheitliche aber keineswegs unbedenkliche Ergebnisse⁸. Auch die EU schätzte 2009 in ihrem Bericht ein, daß die Datenlage zu Risikobeurteilung von magnetischen Gleichfeldern unzureichend ist⁹.

4. Ionen (Stickoxide, Ozon) in der Raumladungswolke

Die Raumladungswolke bildet sich auch an Wechselstromleitungen, hat aber an HGÜ-Leitungen eine wesentlich größere Ausdehnung und höhere Ionenkonzentration. Die in Deutschland geltenden Grenzwerte für Ozon und Stickoxide werden nach Angabe der Strahlenschutzkommission in der Raumladungswolke weit unterschritten¹°;. Andererseits gibt es eine sehr individuelle Empfindlichkeit für diese Ionen und andere Untersuchungen, die die Ionen in der Raumladungswolke als wesentlich gesundheitsschädlicher einstufen¹¹;.

Zusammenfassung

Es gibt Beweise für die belästigenden indirekten Wirkungen von elektrischen Gleichfeldern um HGÜ-Trassen. Es gibt keine Studien unter realen Bedingungen, bei denen solche Nebenwirkungen untersucht wurden. In Deutschland gilt ein Grenzwert für magnetische Flußdichte bei Gleichstrom von 500μTesla. Es gab in Versuchsreihen Zweifel an der Unbedenklichkeit eines Wertes in dieser Größenordnung. Wie schon bei der Grenzwertfestlegung für Wechselfelder, wurde auch bei magnetischen Gleichfeldern auf einen vorbeugenden Schutz der Bevölkerung verzichtet. Durch Raumladungswolken über weite Entfernungen verfrachtete Ionen stellen ein nicht genau kalkulierbares Gesundheitsrisiko dar, da Grenzwerte u.U. individuelle Empfindlichkeiten Einzelner nicht absichern und es ernstzunehmende Untersuchungen gibt, die der Unbedenklichkeit der Ionenwolke widersprechen.

  1. Durch elektrische Entladungen bilden sich um das Leiterseil der HGÜ-Leitung eine Wolke geladener Teilchen, die sog. Raumladungswolke
  2. Biologische Effekte der Emissionen von HGÜ-Leitungen. SSK 263. Sitzung vom 13.09.2013, S.4f
  3. Unter Einwirkung eines niederfrequenten Magnetfeldes von über 0,4 Mikrotesla wurde für Kinder ein 2fach erhöhtes Risiko, an Leukämie zu erkranken, festgestellt. In Langzeittierversuchen wurde das vermehrte Auftreten von Schilddrüsentumoren, eine Wachstumsbeschleunigung für Tumoren und eine Verringerung der Melatoninproduktion nachgewiesen. IARC Monographs on the Evaluation of Carcinogenic Risks to Humans. Volume 80. Lyon 2002. S.332ff.
  4. Vorschriften zum Schutz der Bevölkerung vor Elektrosmog. 24h-Mittelwert für Hochspannungsleitungen (Wechselstrom). Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft. Schweiz
  5. 26. Verordnung zum Bundes-Immissionsschutzgesetz (Verordnung über elektromagnetische Felder – 26. BImSchV), Anhang 1 zu §§2, 3, 3a, 10)
  6. Ebd.
  7. Biologische Effekte der Emissionen von HGÜ-Leitungen. SSK 263. Sitzung vom 13.09.2013, S.14
  8. Bbd. S.17f
  9. Scientific Committee on Emerging and Newly Identified Health Risks SCENIHR 2009
  10. Biologische Effekte der Emissionen von HGÜ-Leitungen. SSK 263. Sitzung vom 13.09.2013, S.27
  11. Alan Preece (Universität Bristol) stützte sich auf die Theorie von Denis Henshaw (Universität Bristol) und stellte einen Zusammenhang her zwischen deutlich erhöhtem Krebsriskio und Einwirkungsbereich von Raumladungswolken von Hochspannungsleitungen.
Quelle: http://www.stromautobahn.de/zur-gesundheitsgefaehrdung-durch-die-hgue-trasse

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